Barrierefrei unterwegs in Tschechien – so wird der Urlaub ein Erfolg
Wer aufgrund einer Behinderung oder Erkrankung auf Hilfsmittel wie den Rollstuhl angewiesen ist, muss sich vor größeren Reisen Gedanken zum Transport und zur Unterkunft machen. Barrierefreiheit ist hier das Stichwort. Gerade für Menschen mit Rollstuhl ist es wichtig, ohne Probleme anzukommen und sich frei im Urlaubsland bewegen zu können. Tschechien ist in dieser Hinsicht sehr fortschrittlich und ermöglicht auch Menschen mit Behinderung einen entspannten Urlaub.
Die Anreise: Mit dem Zug oder Flugzeug
Am bequemsten ist die Anreise nach Tschechien meist mit dem Flugzeug. Der Flughafen Václav-Havel in Prag ist komplett barrierefrei. Auch sanitäre Anlagen für Menschen sind zahlreich vorhanden. Sollte es dennoch Probleme geben, reicht es, das freundliche Flughafenpersonal anzusprechen. Wo keine Aufzüge vorhanden sind, gibt es Hebebühnen, um Menschen mit einer Behinderung zu helfen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Anreise per Zug. Die deutsche Bahn hat in den letzten Jahren zwar nicht als besonders barrierefreies Unternehmen von sich reden gemacht, dennoch ist für viele Menschen mit Rollstuhl der Zug das Verkehrsmittel der Wahl. In Tschechien gilt, wie in Deutschland, sich vorab beim Bahnhof oder beim Anbieter zu informieren, ob Hebebühnen zum Ein- und Ausstieg vorhanden sind. Die Hauptbahnhöfe in Brünn, Prag, Olmütz und Ostrava sind in den vergangenen Jahren saniert und mit barrierefreien Anlagen ausgestattet worden.
Camping in Tschechien ist kein Problem
Für viele Menschen ist ein Hotel die Unterkunft der Wahl. Dabei gibt es heutzutage zahlreiche andere Optionen, von Ferienwohnungen über Hausboote bis hin zu Wohnmobilen. Immer mehr Anbieter haben barrierefrei ausgestattete Wohnmobile im Sortiment, die für Menschen mit Rollstuhl konzipiert sind. Folgende Punkte sind dabei wichtig:
- Stufenloser Zugang per Rampe oder Lift
- Türen mit mindestens 90 Zentimeter Breite
- befahrbarer Innenraum
- notwendige Anpassungen in der Fahrerkabine, sodass Menschen mit Behinderung das Wohnmobil steuern können
- befahrbare Toilette, unterfahrbares Waschbecken und Dusche mit Transferhilfe
- unterfahrbare Küchenzeile und Tische
- Anbringen von Lichtschaltern und Steckdosen in geeigneter Höhe
- höhenverstellbare Betten
Auf der anderen Seite ist es wichtig, barrierefreie Campingplätze zu nutzen. Hier wurde in den letzten Jahren stark nachgearbeitet, sodass immer mehr Campingplätze über barrierefreie Sanitäranlagen und Freizeitangebote verfügen. Interessierte informieren sich vorab online bei den jeweiligen Anbietern über das barrierefreie Angebot.
Zahllose Hotels sind weitgehend barrierefrei ausgestattet
Natürlich gibt es auch in Tschechien immer mehr Hotels, die barrierefrei sind. Vor allem in größeren Städten wie Prag finden sich zahlreiche Unterkünfte, die per Rollstuhl bequem erkundet werden können. Auch andere Regionen wie Karlsbad, Brünn oder die böhmisch-sächsische Schweiz listet mittlerweile barrierefreie Hotels.
Dabei achten immer mehr Unterkünfte darauf, nicht nur Aufzüge, behindertengerechte Toiletten und breite Türen bereitzuhalten. Auch auf andere Arten von Behinderungen wird mit mehrsprachigen Tafeln mit Braille-Schrift und Tonansagen in Aufzügen und anderen Einrichtungen eingegangen.
Viele Reisebüros und Reiseanbieter haben barrierefreie Unterkünfte im Programm und können Touristen dazu beraten, welche barrierefreien Einrichtungen es im gewählten Hotel wirklich gibt. Natürlich ist es darüber hinaus ebenfalls möglich, das gewählte Hotel im Vorfeld zu kontaktieren und nach den jeweiligen Einrichtungen zu fragen.
Barrierefrei unterwegs mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
Vor allem in der tschechischen Hauptstadt ist es mittlerweile möglich, sich mit dem öffentlichen Personennahverkehr auch als Mensch mit Rollstuhl zu bewegen. Viele Straßenbahnen und Busse sind mittlerweile Niederflurfahrzeuge und mit einer Rampe oder Hebebühne ausgestattet. Ein kleiner Wink zum Fahrer reicht schon aus, um zu signalisieren, mitfahren zu wollen. Der Fahrer hilft dann freundlich beim Einsteigen. Das Prager U-Bahn-Netz ist nicht vollständig barrierefrei, sodass Menschen mit Rollstuhl darauf verzichten sollten, das U-Bahn-Netz zu nutzen.
Auch in anderen Städten wie Olmütz und Ostrava ist der öffentliche Personennahverkehr immer mehr auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen ausgelegt. Vor allem Niederflurfahrzeuge haben sich zuletzt in Tschechien etabliert. Allerdings sind viele Haltestellen noch nicht an die neue Fahrzeughöhe angepasst, sodass es hier unter Umständen größere Stufen gibt. Vor allem in ländlichen Regionen verzichten Reisende mit Handicap nach wie vor auf die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel.
Sightseeing im Rollstuhl?
Tschechien hat kulturell und historisch viel zu bieten. Allein in Prag gibt es über 200 Denkmäler, Statuen und weitere Sightseeing-Spots. Viele Museen, Denkmäler und Co. sind heute barrierefrei zugänglich und ermöglichen so auch Menschen mit Rollstuhl, Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Besonders schöne Sehenswürdigkeiten, die mit dem Rollstuhl erreichbar sind, sind folgende:
- Veitsdom
- Alter Königspalast (hier Eingang Wladislaw-Saal)
- Ballhaus
- Alter Pferdestall
- Rudolfgalerie
- Burggärten der Prager Burg
- Prager Aussichtsturm auf dem Petrin-Hügel
- Modellbahnausstellung „Königreich der Eisenbahn“
Viele andere Schlösser und Burgen in Tschechien sind ebenfalls barrierefrei zugänglich, darunter das Schloss Březnice, Burg Kost und Schloss Litomyšl. Es lohnt sich, bei den jeweiligen Einrichtungen anzufragen, inwieweit sie barrierefrei ausgebaut sind, da hier immer mehr nachgerüstet wird.
Rollstuhlwanderungen und andere Aktivitäten
Wer mehr Lust auf einen Aktivurlaub hat, wird in Tschechien nicht enttäuscht. Viele Regionen locken mit unberührter Natur, wunderschönen Seen und Wäldern und Wanderpfaden für Groß und Klein. Dabei gibt es gerade in den Kurorten wie Karlsbad oder Marienbad mittlerweile zahlreiche Angebote für Menschen mit Rollstuhl. Es werden sogar Rollstuhl-Wanderungen für Gruppen angeboten. Viele Wanderwege sind mit dem Rollstuhl befahrbar und gerade für Camping-Urlauber lohnt sich der Blick über Prag und die städtischen Gegenden hinaus.
Vorsicht ist lediglich im Winter geboten, da es hier zu starken Schneefällen kommen kann. Große Schneemassen sind mit dem Rollstuhl weniger leicht zu überwinden und führen unter Umständen dazu, dass der Urlaub kein Erfolg wird. Wer Tschechien mit dem Rollstuhl erkunden möchte, kommt deshalb besser in den Sommermonaten. Von April bis Oktober ist Tschechien auch für Menschen mit Rollstuhl ein wunderschönes, vielfältiges Reiseziel.
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